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Von Mupfeln, Pinguinen und anderen Haustieren

Wenn in einem Südseeparadies etwas eingeeistes an Land gespült wird was aussieht, wie eine Mupfel; daraus dann später ein seltsames grünes Wesen schlüpft, das dann vom Hausschwein adoptiert wird, dann ist Märchenzeit in Mülheim-Kärlich. Denn dann präsentieren die "Mülheimer Märchenspieler" - die Theaterabteilung des Theater- und Heimatvereins Fidelio - ihr aktuelles Märchenspiel "Urmel aus dem Eis"!

"Urmeli", wie es liebevoll von Mama Wutz gerufen wird, kennt jeder, egal ob groß oder klein. Die Erwachsenen kennen und lieben es als Puppenspiel von der Augsburger Puppenkiste und die Kinder kennen es aus zahlreichen neueren Animations- oder Puppenfilmen aus dem Fernsehen.

Diesen Stoff nach dem Kinderbuch von Max Kruse hatten die Märchenspieler sich für ihre Spielzeit 2018 vorgenommen. Die Bühnenadaption von Frank Pinkus führten sie am 3. Adventwochenende insgesamt sechs mal in der Kurfürstenhalle Mülheim-Kärlich auf. Die Bühne verwandelte sich dabei in die Südsee-Insel "Tititowu", benannt nach ihrem Entdecker und Bewohner Professor Tibatong, seinen Stieftöchtern Tina und Toni sowie dem Hausschwein 'Mama' Wutz. Dem Kenner fällt schon jetzt auf, dass die ursprüngliche Vorlage um einige Personen erweitert wurde, Tititowu heißt nämlich eigentlich Titiwu, weil es Toni im Original nicht gibt, Tina eigentlich ein Tim ist und noch einige weitere Personen mehr dazu gekommen sind...

In gewohnt kindgerechter Manier und in phantasievollen und liebevoll gestalteten Kostümen entwickelte sich eine abwechslungsreiche und spannende Handlung auf der Bühne, deren Spielorte wiederholt wechselten zwischen der Tiersprechschule des Professors, dem Strand der Insel und einer unterirdischen Höhle. Besonderes Schmankerl dabei waren sicher auch die mehr oder weniger ausgeprägten Sprachfehler der Tiere, die zwar beim Professor die menschliche Sprache gelernt haben, aber jedes für sich doch noch das ein oder andere Defizit darin hat:
Wutz ist das weibliche Hausschwein des Professors und wohnt in einer Tonne neben dem Haus des Professors. Sie ist das einzige der Tiere, das keinen eigentlichen Sprechfehler hat. Nur ab und zu setzt sie ein „öff“, wenn sie (oft empört) Atem holen muss.
Das Urmel ist der letzte Vertreter einer ausgestorbenen Tierart, in der Tibatong das Bindeglied zwischen Dinosauriern und Säugetieren vermutet. Das „Urmeli“ spricht vor allem „s“ statt „sch“,  „t“ statt „k“ und „d“ statt „g“.
Der Waran Wawa wohnt in der leeren Schale einer Riesenmuschel, die am Strand von Tititowu liegt und auf die sein Freund Ping sehr neidisch ist, weswegen der Pinguin mehrmals versucht, Wawas Behausung zu besetzen.
Die „Mupfel“, wie der Pinguin sie nennt, ist über die Urmel-Romane hinaus zu einem geflügelten Wort geworden. Für alle scharfen s-Laute - speziell das "z" - spricht er ein „tsch“.
Ping Pinguin - wie der Name schon sagt - ein Pinguin, den es aus der eiskalten Südpol-Region auf die doch eher tropische Insel Tititowu verschlagen hat, ist der beste Freund von Wawa. Er spricht ein „pf“ statt „sch“.
Schusch
, der Schuhschnabel, ist in der kleinen Gemeinde Tititowus das einzige flugfähige Tier und fungiert daher oft als Späher oder Bote. Für die Vokale "i" und "e" spricht Schusch ein „ä“.
Seele-Fant liegt meistens auf dem Felsen vor der Insel. Sein Repertoire an traurigen Liedern von Richard Wagner bis hin zu Lolita zeugt dabei von musikalischer Bildung. Die meisten Vokale verwandelt er in ein „ö“.

Wer schon einmal versucht hat, eine solche kleine "Macke" konsequent durchzuhalten und statt sämtlicher Vokale beispielsweise wie Seele-Fant ein "ö" zu sprechen, weiß, wie schwer das ist und welche Leistung die Spieler auf der Bühne abgeliefert haben. Dies ganz zu schweigen von den Bewegungsabläufen, wenn z. B. Mama Wutz ständig mit ihren kleinen Trippel-Schrittchen hinter allen her rennt oder Schuhschnabel Schusch sprichwörtlich wie der Storch im Salat über die Bühne stakst.

Doch nicht nur Seele-Fant ist ein musikalisches Tier. Alle Tiere, der Professor, das Urmel und sogar König Pumponell der fünfundfünfzigste von Pumpollonien können singen und stellen dies unter Beweis. Professor Tibatong stellt  so z. B. musikalisch fest "Sprechen ist leicht", Urmel findet "Da muss ich mir doch keine Sorgen machen" und alle zusammen singen am Schluss den "Song vom Happy End". Dazwischen weitere heitere oder auch einmal besinnliche Titel von Waran Wawa, Ping Pinguin, dem Seele-Fant oder auch einmal von allen zusammen, etwa direkt nach der Pause, wenn sie sich fragen "Wo mag bloß unser Urmel sein?".

"Urmel aus dem Eis" bei den Mülheimer Märchenspielern war beste Unterhaltung für alle Sinne für die vielen Kinder und Jugendlichen, die samstags, sonntags oder montagsmorgens die Vorstellungen besuchten, ebenso wie für die älteren Gäste, die am Montagnachmittag Gäste in der schon traditionellen Seniorenvorstellung waren, bei der die Gäste zusätzlich mit Kaffee und Kuchen bewirtet werden.

 

Weitere Fotos aus den Vorstellungen finden Sie hier: